Gegenwinde und Zeichen für Aufwind im Verband der Deutschen
Düster und lästig hat das Jahr 2003 für die Sozial Kulturelle
Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien begonnen. Der
beachtende Erfolg mit der Wahl Ryszard Callas zum Landtag
Marschall war wegen unverständlichem Trotz und unloyalem
Verhalten gegenüber der Führung der deutschen Minderheit eines
der zuvor wichtigsten Verbandaktivisten, vertan und bestimmt für
unabsehbare Zeit verloren. Nach Neujahr ist abermals das Ärger
wegen den zum Gedenken an die Kriegsopfer gebauten Denkmäler
entflammt. Dieses Thema hat der bald danach wegen
Korruptionsverdacht abgesetzte Woiwode von Oppeln aufgeheizt.
Die amtlich einberufene hohe Prüfungskommission war ohne
einem einzigen Vertreter der organisierten Deutschen im
Untersuchungseinsatz. Abermals sind von wegen Eisernen
Kreuzen, lückenlos zweisprachigen Inschriften, schlechten
Ortsbennungen, angeblich, glorifizierten Opfern des Krieges und
ähnlichen "Übeltaten" die Denkmalbauer, also die oppelner
Deutschen geplagt und zum Umbau gezwungen.
Bislang ist das amtliche Prüfungsteam unser rosenberger Gebiet im
Bogen umgangen. Wir hegen die Hoffnung dass die Beschuldigung
über Verletzung polnischer Staatsraison den Rosenbergem wegen
„nationalwidrigen^ Denkmalsymbolen erspart bleibt. Übrigens
waren die Ideenträger und Projektgäber der Mahnmale bei uns
bewusst vorsichtig und tatsächlich gibt es nichts Provozierendes an
den Bauten zum Gedenken an die Kriegsopfer.
Zur großer Enttäuschung der Minderheiten in Polen, besonders
allerdings für die Deutschen, ist das Gesetzprojekt für Rechte und
Schutz der Volksgruppen im Parlament hoffnungslos festgefahren
und wohl ad akta gelegt. Zu den hart gegen das Gesetz
Kämpfenden gehört gerade einer der oppelner Abgeordneten Jerzy
Czerwinski. Dieser Flaggenationalist pilgert überall in unserer
Region und nutzt jede Gelegenheit um Polens EU Beitritt und
besonders der deutschen Minderheit sich zu widersetzen.
Es ist selbstverständlich dass die organidatorischen,
gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten der SKGdD ohne
äußerliche Finanzdotierungi in Hemmungen, gar zum Stillstand
kämen. Trotz ständigen Deklarationen ist der polnische Staat
weitweg von spürbarer Unterstützung der deutschen Chöre,
Orchester, Volklore Gruppen.
Die andauernden Kürzungen der Mittelzuweisung von deutscher
Seite, sind praktisch „in nicht unerheblichem Maße zur Fiktion
geworden" wie sich der Vorsitsende Heinrich Kroll wärend eines
gelegentlichen Treffen mit der stellvertretenden SPD
Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Dr. Angelika SchwallDüren,
geäußert hat. Es ist absolut unreell über Mitgliedsbeiträge die bis
jetzt ausgeübten Kulturaktivitäten erhalten zu können. Auch im
Verbandleben der Rosenberger kam schon dieses Jahr die
Geldmisere zur negativer Geltung. Das seit Jahren anfangs Mai im
Prosnatal am Staubecken in Psurow veranstaltete
Blasorchesterfestival der deutschen Minderheit ist ausgeblieben.
Gestrichen ist im Kulturkalender das traditionelle Sommerfest der
Deutschen in Rosenberg. Die durch Finanzprobleme verursachten
Einschnitte im regen bisher Kulturleben der Deutschen sind zur
Riesenenttäuschung der Verbandmitglieder geworden.
Samstag, den 12. April hat die 32 Personen zählende
Delegiertengruppe von Rosenberg aktiv an der Bezirks Bericht und
Wahlversammlung der SKGdD in Cosel teilgenommen. Die
Zeitlang vor der Hauptversammlung von einer unbeachtend
kleinen Gruppe gegenüber der Bezirksführung rebellierender u.
frustrierter Aktivisten vorgenommener Spaltung des
Deutschverbandes ist nicht gelungen. In sachlicher und mit
Verantwortung geprägter Debatte haben die Delegierten die
destruktiven Querellen entschieden abgelehnt. Zum Fortbestand
der Verbandeinheit hat auch die Diskussionsteilnahme der
rosenberger Delegiertengruppe beigetragen. Das Ergebnis der
geheimen Wahl des Bezirks Vorstandes hat eindeutig die Einheit
der Sozial Kulturellen Gesellschaft im Oppelner Schlesien bezeugt.
Heinrich Kroll ist für die nächste Kadenz zum Vorsitzenden
bestätigt worden. Die Führungspositionen sind den erprobten und
dem Verband ergebenen Aktivisten auf Weiteres anvertraut
worden.
Nach wie vor ist die Vertretung von Rosenberg im Bezirksvorstand
stark geblieben. Bernard Smolarek und Barbara Katzmarczyk
gehören dem Präsidium an, Bernard Kus ist Vorstandmitglied,
Richard Schubert ist zum Mitglied der Revisionskommission
gewählt worden.
Und eigentlich nicht nur im Führungsgremium der deutschen
Minderheit ist Rosenberg maßgebend vertreten. Als tatkräftig im
Einsatz für die Verbesserung der Wirtschaftslage in der Region hat
sich der Guttentager Bernard Gaida erwiesen. Nach der
gewonnenen Wahl zum Landtagsabgeordneten ist der frühere
Kreistagspräsident von Rosenberg für den Posten
Vizevorsitzender des Oppelner Sejmiks und zugleich Vorsitzenden
des Ausschusses für regionale Politik, Wirtschaft und
Auslandskooperation gewählt worden. Die Pflichtbewusste
Aktivitäten im ausüben der Funktionen, hat unserem Gesandten
bedeutsame Anerkennung auf Woiwodschaftsebene beschert.
Mit Stolz haben wir Rosenberger die Nominierung von Jan
Dzierzon als Vizewoiwoden von Oppeln angenommen. Die
verantwortungsvollen Aufgaben mit dieser Funktion verbunden,
stellt sich unser erfahrene und sachkundige Landsmann mutig und
mit Erfolg gegenüber.
Zu betonen ist, dass die obig erwähnten, hochgestellten
Regionalpolitiker aktiv im unserem Verband wirken und aus
Empfehlung der Sozial Kulturellen Gesellschaft der Deutschen
diese Funktionen ausüben.
Während der andauernden Bericht und Wahlkampagne in den
Verbandstrukturen, ist aus Initiative des Verbandes deutscher
Gesellschaften eine in zwei Stufen geteilte Diskussion über die
Zukunft Strategie der deutschen Minderheit durchgeführt worden.
Im Schloss zu Groß Stein haben Vertreter der Leitgremien in den
Verbandstrukturen selbstkritische Bilanz über die bisherigen
Errungenschaften wie auch Miesstände der organisierten
deutschen Minderheit gezogen. Zum Vorteil der thematisch
umfassenden, zeitweilig kontroversen und doch konstruktiven
Diskussion ist die aktive und verantwortungsbewusste Teilnahme
junger, gebildeter Aktivisten geworden. Es ist eine zahlreiche
Gruppe Jugendlicher die sich klar zur deutschen Identität bekennt
und zur anwachsenen Elite deutscher Oberschlesier gehört. Im
Ergebnis der Strategiedebatte ist man zur eindeutigen
Schlussfolgerung gekommen. Die Zukunft der deutschen
Minderheit liegt im gegenseitigen Aufeinanderkommen der
Generationen.
Auch in Rosenberg kam man zur Erkenntnis, dass eine Anzahl
junger Menschen Interesse am Verbandleben der Deutschen findet.
Die erprobte und zum Teil ein wenig betagte Aktivistengeneration
ist bereit und offen, den Einzug in das aktive Verbandleben allen
interesierten jungen Bürger in Hoffung auf neue Impulse freudig zu
gewährleisten.
Das aufgenommene Werk der Identitätsbewahrung vermag den
Einsatz junger, unruhiger Gemüter. Das vereinte Europa
heimatlicher Ländereien ist das Zukunft - Modell für positiv
verschiedenartige nationale Gemeinschaften. Sicherlich finden wir
Rosenberger den gehörigen Platz in der auch von uns angestrebten,
so erbauten europäischen Staaten und Völkergemeinschaft.
Bernard Kus (OGP 55 / czerwiec 2003)
GÓRA
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